Am vergangenen Donnerstag war es dann so weit. Dank Doodle und etwas Glück haben wir unter dreißig möglichen Terminen einen gefunden, an dem alle konnten. Teilweise zwar mit Verspätung, aber es hat geklappt. Das Tiramisu war dann natürlich schon am Vortag zubereitet und im Kühlschrank kalt gestellt. Etwas durchgezogen schmeckt es halt am besten. Am zweiten Tag schmeckt es noch besser, dann sollte es aber tatsächlich weg. Das aber nur am Rande. Fleißige Hände haben am Donnerstagnachmittag die Pizza vorbereitet, Teig gemacht und die Zutaten geschnitten, die Soße gemacht. Pizza ist zu solchen Anlässen einfach sehr dankbar. Man kann Pizza quasi in beliebiger Menge herstellen, man kann auf fast alle Ernährungsbesonderheiten Rücksicht nehmen und der Rest geht auch noch kalt weg. Wir hatten dann drei Bewerberinnen in zweiter Runde und zwei Bewerberinnen in erster Runde und von den bestehenden Bewohnerinnen eine Übergangssituation. Ich rede immer noch zu viel dabei. In vier Monaten bin ich ja schon oder schon fast an einem anderen Ort. Dennoch sind mir viele Dinge, die sich hier im Laufe der Jahre als sinnvoll herausgestellt haben, die sich entwickelt haben wichtig. Da ist zum einen die Idee, hier Raum zu schaffen – nicht nur physikalisch in Form von Wänden und Zimmern, sondern eben auch Lebensraum, um sich kreativ entfalten zu können. Nicht wahr, so eine Einraumwohnung oder Zweiraumwohnung ist ja ein wenig eingeschränkt, zumal wenn oben, unten, rechts und links auch noch andere Einraumwohnungen oder Zweiraumwohnungen sind. Also dass man hier Dinge tun kann, die in kleineren Wohnverhältnissen einfach nicht möglich sind. Das ist die Idee, dass sich Menschen hier treffen, sich begegnen. Ohne irgendwelchen Plan, dass jetzt alle ein ganz bestimmtes Ziel verfolgen, einer bestimmten Gruppierung oder sowas angehören. Und dass diese Begegnungen nicht abgesondert sind vom Alltag, sondern dass sie elementarer Bestandteil des Alltags sind. In solchen Zusammenhängen zeigt sich schnell, dass die Ernährung einen ganz wichtigen Teil ausmacht. Denn das Essen ist ja die Gelegenheit schlechthin kreativ zu sein. Dass es einen Sinn macht, also sinn-voll (voller Sinn) ist füreinander zu kochen. Aus Zutaten, deren Herkunft bestenfalls bekannt ist. Und die wichtigste Idee ist eigentlich, dass das alles Spaß machen muss. Das muss ich nochmal erklären, denn das ist ja Quatsch: es geht gar nicht. Wie erkläre ich jemandem, dass wir uns von der klassischen WG irgendwie unterscheiden? Also da ist so ein ganz kleiner Keim an innerem Bedürfnis nach einem anderen Leben schon ganz hilfreich. Denn das merken wir immer wieder: da unterscheiden sich die Menschen. Für den einen ist es ausreichend, dass er irgendwelches „Material“ in sich rein stopft, am besten muss es billig sein. Oder jemand achtet darauf, dass auf jeden Fall „Bio“ drauf steht usw. Aber wie schaffen wir es, dass wir wieder einen Bezug, also einen echten Bezug zu unserer Ernährung bekommen? Dass wir auch wissen weshalb wir dieses oder jenes Nahrungsmittel konsumieren – oder eben nicht konsumieren. Dass wir darauf achten, in welchem Rahmen wir dies tun. Das ist insofern eine Herausforderung, als dass wir hier auch keinen Plan, kein Dogma aufstellen wollen oder können. Dann ist es auch so, dass ich natürlich nicht will, dass meine Vorstellung hier gelebt wird wenn ich nicht mehr hier wohne.
Bisher kam noch gar nicht das Wort Gemeinschaft hier vor. Und das ist sehr sehr schwer herauszufinden ob jemand tatsächlich ein Bedürfnis danach hat Gemeinschaft zu bilden, zu gestalten, zu leben und zu erleben. In dem Moment, wo jemand eine Wohnung, einen Wohnraum, ein Dach über dem Kopf sucht, wird er oder sie nicht sagen, dass ihn die Gemeinschaft oder ein gemeinschaftsbildender Prozess nicht interessiert. Umgekehrt ist nicht jeder, der von sich behauptet gemeinschaftsfähig zu sein auch tatsächlich willens oder in der Lage am Gemeinschaftsprozess gestaltend teilzunehmen. So haben wir gar keine andere Möglichkeit, als zwei Dinge zu tun. Zum einen versuchen wir es herauszuhören an den Fragen, am Interesse der Bewerberin oder des Bewerbers. Zum anderen haben wir eine dreimonatige Probephase, in der wir herausfinden, ob wir zusammen passen. Wenn nicht, gibt es dann doch immerhin wieder eine Ausstiegsmöglichkeit. Für beide Seiten.
Was nun tatsächlich einmalig ist, ist die Tatsache, dass wir bereits vier Monate vor dem Einzug wieder komplett sind. In der Vergangenheit waren die Suchphasen immer sehr viel kurzfristiger. Dies liegt natürlich daran, dass wir auch langfristig bekannt gegeben haben, dass wir hier verschwinden. Es liegt auch daran, dass in Lörrach effektiv bezahlbarer Wohnraum knapp ist. Es liegt nicht daran, dass es so viele Menschen gibt, die an neuen Wohnformen interessiert sind. Das ist die schlichte Formel.
Also. Was gibt es eigentlich noch zu berichten. Doch, es gibt noch mehr. Wir suchen dann noch eine Bewohnerin oder idealerweise einen Bewohner, der das andere Semester bei der BA belegt, also Januar bis März usw. Wir bekommen dann noch im Herbst ein weiteres Zimmer frei, da gibt es aber möglicherweise bereits eine Verwendung dafür, auch ist noch nicht klar um welches Zimmer es sich dann handelt, da sich erst alles ein wenig einspielen muss.
Und die Pizza? Die war natürlich wieder einsame Spitze. Also so gute Pizza wie bei uns muss man lange suchen. Da kommt nicht einmal die beste Pizzeria am Ort mit. Also da ist ein riesiger Abstand. Ja, und trotz allem Chaos – es war ein schöner Abend, der wirklich Mut macht und Hoffnung macht.
Hier die vegetarische Variante. Außerdem gab es noch glutenfrei, Thunfisch, mit Sardellen und grünem Pfeffer, Salami – Champignon und noch andere Varianten.
Katzen sind ja, wie allgemein bekannt ist, sehr empfindsame Tiere. Alle Tiere sind ja mehr oder weniger empfindsam, denn sie haben glücklicherweise nichts mit Smartphones, neuesten Modetrends oder hippen Urlaubszielen am Hut. Seit letztem oder vorletztem Jahr sehen wir hier immer wieder eine kleine graue Tigerkatze. Sie ist oft draußen zu sehen und ganz schön lebendig. Aber sie war auch recht scheu. Am Anfang ließ sie sich nicht zu nahe kommen. Nun ist es so, dass bei uns manchmal die Türe offen steht. Und da hat es die Katze nun schon ein paarmal geschafft unbemerkt ins Haus zu gelangen. Anfangs hat sie sich im Erdgeschoss in ein Bett gelegt. Das war nicht ganz so prima, weil es Menschen mit Katzenhaarallergie gibt. Letztens hat sie sich bis ins Dachgeschoss vorgewagt. Dort hat sie sich offensichtlich wohl gefühlt.
Sie wird bei uns nicht gefüttert und wenn es irgendwie geht, muss sie auch wieder raus gehen. Dennoch – sie scheint gerne bei uns zu sein, was uns auch ehrt.